Mein Buchtipp für MQI - April 2022
Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig
Autor: Matt Haig
erschienen im Droemer Verlag
Matt Haig weiß, worüber er hier schreibt, er kennt Depressionen und in seiner Schilderung von Noras Gemütsverfassung nach dem Tod ihrer geliebten Katze schafft er es, ihren nächsten Schritt nachvollziehbarer zu machen.
Nora möchte ihr Leben beenden, hat sie doch so viele Fehlentscheidungen getroffen, ihren Job verloren und nun ist auch noch ihre Katze von einem Auto überfahren worden. Sie glaubt, die Welt sei besser ohne sie dran, ja, es würde vermutlich gar nicht auffallen, wenn es sie nicht mehr gäbe. Aber Nora stirbt nicht, sie landet bei ihrer alten Bibliothekarin Mrs. Elm in der Mitternachts-Bibliothek. Hier gibt es schier endlose Regale, gefüllt mit Büchern, die jedes nur erdenkliche Leben der Nora Seed beinhalten, je nachdem, wie sie sich an einem Punkt ihres Lebensweges entschieden hat. Nora bekommt die Möglichkeit, in diese anderen Leben einzutauchen und muss erkennen, dass es trotz vieler positiver Aspekte auch in diesen Leben Schmerz und Verlust gibt und sie lernt mit der Zeit, dass ihr ursprüngliches Leben neben all seinen negativen Ereignissen auch viele positive Dinge birgt, für die sie bisher blind gewesen ist. Gerade, als sie glaubt, das perfekte Leben gefunden zu haben, landet sie wieder in der Bibliothek bei Mrs. Elm und sie muss eine finale Entscheidung treffen.
Die Idee zu diesem Zwischenstadium, in dem man sich entscheiden muss, ob man wirklich sterben oder doch weiter leben möchte, ist nicht neu, ebenso der Gedanke, mehrere andere Lebenswege zu testen, bevor man diese Entscheidung trifft. Matt Haig schreibt sehr einfühlsam, ohne den perfekten Weg vorzugeben. Der zentrale Gedanke dieses Mut machenden Buches ist für mich der Satz, den Mrs. Elm Nora mit auf den Weg gibt: „ You don´t have to understand life. You just have to live it. „ - „ Du musst das Leben nicht verstehen. Du musst es einfach nur leben. „ [frei übersetzt aus dem von mir gelesenen Original ], Zitat Seite 283 )
Ich habe dieses Buch im Original gelesen und hoffe, dass die Übersetzung genau so gut ist, ich werde dieses Buch bestimmt noch einmal zur Hand nehmen.
Susanne Winand