Ein Herbsttag in QI, November 2018
Für mich ist die dritte Jahreszeit irgendwie etwas besonderes. Anfangs des Jahres erlebe ich die Monate eher in einer Aufbruchstimmung. Die Kälte des Winters hat lange genug genervt. Seit Weihnachten werden die Tage etwas länger, was kaum auffällt. Karneval ist eigentlich der Startschuss in das neue Leben. Die Frühjahrswinde fegen die Erde frei und das Licht lockt die neuen Pflanzen hervor.
Der Sommer lässt das Leben brummen. Kaum noch jemand, der es freiwillig daheim aushällt. Wir haben Energie genug, um uns draußen auszutoben.
Ab September fährt das alles langsam wieder zurück. Die Tage sind deutlich kürzer geworden, wir laufen nicht mehr so freizügig herum, wie noch im August. Ruhe kehrt langsam wieder ein...
Dennoch, beinahe hätte ich die Buntheit draußen verpasst. Harald hier, Harald da - es war recht viel zu tun. Die Bäume sind dieses Jahr merklich später bunt geworden.
Gestern kam der plötzliche Gedanke: "Jetzt aber raus, sonst ist der Herbst vorbei!"
ALSO:
Ich mache mich auf und - stehe vor diesen Schildern, die eigentlich schon alles sagen. Schritt 1: ANHALTEN !!!
Schritt 2: ENTSCHLEUNIGEN !!!
Das gilt auch für mich !!!
Ich suche mir erst einmal einen ruhigen Platz und betrachte in aller Ruhe die Nähe.
Welch hübsche Eindrücke. Ich laufe sonst einfach achtlos darüber.
Jetzt merke ich bereits, wie mich diese Bodenmotive fesseln und auch begeistern. Wenn ich diese zeichnen sollte, wäre ich bereits nach wenigen Sekunden überfordert.
Ich gehe weiter und nehme eine Buntheit wahr, an der ich die ganze Zeit vorbei gehastet bin. Die Schritte werden automatisch langsamer.
Es ist doch "nur" unsere Kippe und der Barbara-Weg durch den ehemaligen Tagebau. Kein berühmter Park einer Großstadt. Vielleicht ist es deshalb so angenehm. Ich bin fast alleine. Gelegentlich lässt sich ein Spaziergänger mit seinem Hund blicken. Wir begrüßen uns stets sehr herzlich. Offensichtlich haben sie auch Spaß hier draußen, im Farbkasten der Natur. Ich werde auf die Hundebesitzer etwas neidisch. Sie haben jeden Tag einen guten Grund, die Schönheit draußen zu genießen. Mag sein, dass das nicht immer ein Vergnügen ist - deswegen haben wir daheim auch keinen vierbeinigen Hausgenossen.
Jetzt, wo die Sinne für die Umgebung aktiv sind, sehe ich auch einige lustige Dinge, die sich einfach aus der Perspektive des Weges ergeben. Wenige Schritte weiter ist der Eindruck schon wieder ganz anders.
Der Mini-Kuraufenthalt im Herbstwald ist zu Ende. Es hat angefangen leicht zu nieseln. Eine gute Gelegenheit nach Hause zu gehen, um zu fragen, ob es Kaffee gibt...
Morgen ist wieder Alltag. Wieso komme ich jetzt darauf?
Goethe würde vielleicht sagen: "Man sieht nur, was man weiß."
H.Bous